
Jeder von uns hatte dies schon mal :
Im Gespräch z.B. Mitarbeitergespräch, gibt es die eine Äußerung, die total deplatziert wirkt. Das Gespräch bekommt plötzlich einen ganz anderen Rhythmus, wirkt gestört.
Bis hierhin war es vielleicht ein Standardgespräch mit dem Chef oder für den Chef eben ein ganz normales Mitarbeitergespräch wie jedes andere. Doch plötzlich wird die Chemie empfindlich gestört.
Eine der typischen Killerphrasen im Coaching stört die Chemie im Gespräch.
Doch was genau sind Killerphrasen im Coaching?
Ganz egal ob im Mitarbeitergespräch, wie auch in jedem anderen Gespräch gibt es Fragen und Äußerungen, die die Gesprächsatmosphäre empfindlich stören oder sogar zerstören.
Meist liegt es daran, dass diese Sätze sehr oft verwendet wurden und damit schon total abgedroschen sind. Zudem werden sie unauthentisch von der Person benutzt und passen häufig auch nicht in die Gesprächssituation.
Außerdem besteht bei diesen Phrasen das Problem, dass sie inhaltlich weder wichtig sind, noch dem weiteren Gesprächsverlauf dienen.
Sie verallgemeinern, relativieren, oder aber sie sind extrem unpräzise in ihrem Inhalt und damit zu schwammig für eine zielführende Kommunikation.
Welches sind denn nun die schlimmsten Formulierungen die eine Führungskraft im Coaching verhindern sollte?
1."Da bin ich ganz bei Ihnen!"
Diese Formulierung ist mittlerweile so tief im Büroalltag integriert, dass sie quasi als unverzichtbar gilt. Aber warum? Was genau sagt "da bin ich ganz bei Ihnen" aus?
Grundsätzlich hat diese Formulierung keinen anderen Zweck, als eine Zustimmung zu einer Äußerung meines Gesprächspartners kundzutun.
"Da bin ich ganz bei Ihnen" ist also im Prinzip ein Synonym für "ganz meiner Meinung", "absolut richtig", oder "das sehe ich auch genauso", bis hierhin also keine negative Formulierung.
Aber warum genau ist "da bin ich ganz bei Ihnen" eine der Killerphrasen im Coaching?
Das liegt vor allem an der inflationären Verwendung dieser Phrase. In den letzten Jahren hat sich diese Aussage intensiv im Coaching- und Führungsalltag etabliert und gilt mittlerweile als einer der absoluten Lieblingsphrasen der meisten Führungskräfte. Dadurch hat sie ein sehr negatives Image bekommen, und wird von den Mitarbeitern bzw. Coaching-Nehmern nicht mehr ernst genommen. Häufig wird diese Aussage nicht als klare Zustimmung sondern eher als nicht ernstzunehmende Zustimmung beim Gegenüber wahrgenommen.
Wie geht es besser? Ganz einfach sagen sie ganz klar das was sie denken! Gute Formulierungen liegen hier auf der Hand :
"Da bin ich ihrer deiner Meinung!"
"Das sehe ich ganz genauso!"
"Da sind wir beide völlig einer Meinung!"
Oder mal ganz einfach: Das ist vollkommen richtig!
Diese Beispiele sind wesentlich knapper, authentischer und klarer in ihrer Botschaft!!!
Es gibt also keinen Grund das "da bin ich ganz bei Ihnen" weiter zu benutzen.
Machen Sie mit und entsorgen Sie diese von den Coaches etablierte Floskel der letzten Jahre.
2. Super! Oder alternativ Supi! (Worst Case: Kombiniert mit einem Daumen hoch und einem aufgesetzten Grinsen)
Hier wird vom Coach eine Leistung oder eine Äußerung gelobt.
Aber: Das soll natürlich wieder authentisch erfolgen! Nun mag das Loben von Leistung, oder einer guten Äußerung oder Idee mit dem Wort "Super" oder "Supi" kombiniert mit einem Daumen Hoch bei einzelnen Coaches völlig in Ordnung weil authentisch sein - aber bei gefühlt 99% der Coaches ist es nun mal nicht.
Und genau diese 99% der Coaches sollten einfach eine andere Art des Lobes finden.
Hierbei gilt wie bei allen Kommunikations-Tipps auf dieser Welt: Jeder Coach bzw. jede Führungskraft muss in sich selbst hinein hören:
Was ist wirklich meine Art zu kommunizieren?
Jemand der eher der nüchterne Sachtyp ist, wird als Coach sehr und unecht wirken, wenn er plötzlich euphorisch sein Gegenüber anlächelt und dabei den Daumen hoch streckt und laut "Supi" ruft.
Noch schlimmer: Ein Coach der "Super" lobt, den Daumen hochstreckt, und dabei missmutig dreinschaut, da er selbst seine eigene Floskel nicht mehr leiden kann......
Sie meinen ich habe etwas über skizziert? Wahrscheinlich ein bisschen. Auf der anderen Seite habe ich genau das letztes Jahr in einem Training extern erlebt. Und der Coach war sich seiner Außenwirkung absolut nicht bewusst.
Wie geht es besser?
Das ist ja nicht weiter schwer. Loben an sich ist eine hervorragende Sache! Loben Sie so, wie sie sind und versuchen Sie dabei einfach immer ehrlich und direkt zu sein. Warum ein Lob verklausulieren? Warum es nicht authentisch rüberbringen?
Einfach raus damit!
Und wenn es nichts zu loben gibt? Dann loben Sie auch nicht!
Etwas ganz Anderes sind aufmunternde Worte in schwierigen Situationen.
3. "Sehen Sie, das habe ich ihn doch gleich gesagt!"
Ein Klassiker in Mitarbeiter- und Coaching-Gesprächen, der leider überhaupt nicht aus der Mode zu kommen scheint.
Der Chef hat also etwas vorher genauso gesagt, wie es eingetroffen ist.
Ist das jetzt wirklich motivierend dem Mitarbeiter das so platt unter die Nase zu reiben? Oder lässt sich das Ganze deutlich geschickter und wertschätzender rüberzubringen?
Hier gibt es viele einfache Wege den Mitarbeiter dieselbe Botschaft zu vermitteln, ohne ihn vor den Kopf zu stoßen.
Allein die Frage nach dem Ergebnis sollte zu einer realistischen Einschätzung des Mitarbeiters führen.
Sollte dies einmal nicht der Fall sein kann man innerhalb des Mitarbeitergespräches mit wenigen Sätzen den Mitarbeiter noch mal da abholen, wo man beim letzten Gespräch war und dort noch mal auf die Inhalte eingehen.
Auch dann sollte die Selbsterkenntnis des Mitarbeiters reifen, dass der Chef an dieser Stelle das Geschehene vorhergesagt hat. Warum ist dies so wichtig? Natürlich ist es für den Vorgesetzten schön, wenn er Dinge richtig vorhergesehen hat und diese dann auch eintreffen.
Allerdings hat der Chef dies offensichtlich bei seinem Mitarbeiter zuvor thematisiert, der Mitarbeiter hat sich dagegen entschieden dem Chef zu folgen und ist sein eigenen Weg gegangen.
Der eigene Weg war in diesem Fall die falsche Entscheidung, hat aber für eine Erweiterung des Erfahrungsschatz des Mitarbeiters gesorgt und möglicherweise hätte sein Ergebnis durchaus ganz anders aussehen können.
Wenn der Vorgesetzte nun regelmäßig mit solchen “Killerphrasen“ den Mitarbeiter unter die Nase reibt, dass er es sowieso besser weiß, wird der Mitarbeiter in Zukunft in den Gesprächen absolut passiv werden und den Chef immer nach der Lösung fragen.
Eigene Ideen, Kreativität, Querdenken und Gestalten von eigenen Lösungswegen werden für die Mitarbeiter absolut uninteressant, da er das Gefühl hat dass dies von seinem Chef eben überhaupt nicht erwartet wird.
Die negstive Veredelung dieser Phrase lautet übrigens: "Hätten sie doch besser zugehört, dann wären wir jetzt nicht in dieser Situation! "
4. "Was macht das mit ihnen"?
Auch dies ist eine grundsätzlich gut gemeinte Frage, die in der Vergangenheit häufig eingesetzt wurde. Ziel dieser Frage scheint zu sein, dass der Couch herausfindet, wie eine aktuelle Situation sich auf den Coachee auswirkt. Dabei erfragt der Coach mit dieser Frage die konkrete Wirkung der Situation auf der emotionalen Ebene.
Doch auch diese Frage hat in den letzten Jahren ein gehöriges Imageproblem bekommen. Aus der gut gemeinten Frage bezüglich des emotionalen Wohlbefinden des Coachees ist ebenfalls eine abgedroschene Floskeln geworden, die man so nicht mehr guten Gewissens innerhalb eines Coaching-Gespräches anwenden kann.
Auch diese Frage wurde quasi "tot gecoacht".
Wie können Alternativen zu dieser Frage sein?
"Wie fühlen sie sich mit der aktuellen Situation"?
"Wie fühlen sie sich mit der kommenden Herausforderung"?
"Wie geht es Ihnen mit ................"?
Fazit:
Viele Fragen sind in den letzten Jahren ursprünglich mit guten Gedanken im Coaching eingebaut und genutzt worden. Allerdings hat der immer wiederkehrende Einsatz von den gleichen, nicht authentisch angewandten Fragen dazu geführt, dass mittlerweile immer mehr Floskeln entstehen. Diese Floskeln werden ein Coaching-Gespräch nur unnötig ab - es gilt diese zu vermeiden, um eine hohe Qualität in einem Coaching - Gespräch zu ermöglichen.
Achten Sie in ihren Gesprächen vor allem darauf, dass sie authentisch formulieren und trotz aller gelernten Fragetechniken weiter sie selbst sind.
Ein guter Coach zeigt Persönlichkeit!!
Die richtige Mischung zwischen gelernten Fragen und der eigenen Persönlichkeit kombiniert mit dem Gefühl für den richtigen Zeitpunkt in einem Gespräch, sorgt für gute Coaching-Gespräche mit ihren Coachees.
Viel Erfolg bei ihren Gesprächen
Sascha Lippe
Consulting für Mediation und Coaching
Kommentar schreiben