Donald Trump und die Mediation Teil 2


Sollten Sie Teil 1 verpasst haben, können Sie den Start hier lesen :

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

   

 

 

Donald Trump und die Mediation Teil 2

  

 

Der Druck auf den Präsidenten wuchs. Und so lies er sich mehrfach über Twitter zu eindeutigen Kommentaren hinreißen:

 

Two dozen NFL players continue to kneel during the National Anthem, showing total disrespect to our Flag & Country. No leadership in NFL!

 

Can you believe that the disrespect for our Country, our Flag, our Anthem continues without penalty to the players. The Commissioner has lost control of the hemorrhaging league. Players are the boss!

 

At least 24 players kneeling this weekend at NFL stadiums that are now having a very hard time filling up. The American public is fed up with the disrespect the NFL is paying to our Country, our Flag and our National Anthem. Weak and out of control!

( Quelle: Twitter Account von Donald Trump)

 

 

 

Diese Tweets hatten zur Folge das die Proteste erst recht eskalierten. Nun war an jedem Spieltag und in jedem Stadion der Protest ein Thema. Jede Mannschaft musste überlegen wie sie sich während der Hymne präsentierte. Ein weißer Spieler der Pittsburgh Steelers wurde zum Helden, da er nicht mit seiner Mannschaft in der Kabine blieb, sondern draußen alleine die Hymne sang.

Somit wurde er für die vielen weißen Fans der NFL zum Sinnbild für Amerika und dem Stolz ihres Landes.

 

Die Fans waren gespalten.

Viele Liberale und Afroamerikaner waren begeistert über die Hymnenproteste, viele Konservative verbrannten öffentlich Fanartikel ihrer Spieler und ihres Vereins.

Danach wurde hinter den Kulissen der NFL ein Protestverbot diskutiert, aber abgelehnt.

 

 

Mediation zwischen Roger Goodell seitens der NFL und Colin Kaepernick 

 

 

Nun wird gerade eine Mediation zwischen Colin Kaepernick und dem Geschäftsführer der Liga NFL Roger Goodell anberaumt um den Konflikt aus der Welt zu schaffen. Kaepernick drängt mittels Rechtsbeistand auf die Herausgabe von Telefonmitschnitten. Bei diesen Telefonaten zwischen dem Geschäftsführer der NFL,  Roger Goodell und mehreren Clubbesitzern soll es angeblich zu Absprachen bezüglich ausbleibenden Vertragsangeboten für Kaepernick gekommen sein.

Doch wie kann Mediation bei so einem grossen Konflikt, der zudem auch noch in der Öffentlichkeit ausgetragen wird, helfen?

 

 

Wie sind die Konfliktparteien Colin Kaepernick und die NFL aufgestellt?

 

 

Zunächst lohnt die Betrachtung der Konfliktparteien.

Colin Kaepernick hat eine offizielle Regel missachtet um ein Statement gegen die Polizeigewalt gegen Afroamerikaner zu setzen. Das er dabei provoziert hat er in Kauf genommen.

Das stehen während der Hymne ist im Regelwerk der NFL festlegt, seitdem die US Army Sponsor der NFL ist (seit 2012).

Einen Monat im Jahr gibt es sogar den “Salute to Service“ Monat. Dann haben alle Teammitglieder wie Coaches Teamkleidung im Militärlook. Auf dieser Art soll der Armee gedankt werden. Werbung für eben Diese inbegriffen.

Diesen Konflikt erzeugte Colin Kaepernick bewusst, um auf die Missstände aufmerksam zu machen.

In Zukunft spielte er mit offenen Karten und erklärte auch eindeutig wogegen er nicht protestierte wie z.B. die Army, oder das Land Amerika.

Die NFL machte an dieser Stelle den ersten Fehler. Sie nahm das Anliegen des Spielers nicht ernst.

Sie unterschätzte, dass sich andere Spieler anschließen würden.

Kaepernick war der Einzelfall. Der Markt und somit die ausbleibenden Vertragsangebote anderer NFL Teams sollten die Sache regeln.

 

Hier ist es im Konfliktmanagement überhaupt nicht sinnvoll so vorzugehen. 

 

 

Schon früh hätte man klärende Gespräche bis zur Lösung mit Herrn Kaepernick führen müssen. Einzelne Gespräche gab es, aber ohne konkrete Ergebnisse. Die NFL, vertreten durch ihren Geschäftsführer Roger Goodell behaarte auf ihren Standpunkt. Die Spieler haben der Hymne stehend Respekt zu zollen.

Leider macht es den Anschein, als wäre Roger Goodell nicht besonders begabt im Konfliktmanagement.

 

Er hatte die große Chance den Konflikt positiv für seine Liga, die NFL zu nutzen.

 

 

Auf der einen Seite gab es gemischte Meinungen bei den Teambesitzern. Sehr mächtige Teambesitzer wie Jerry Jones von den Dallas Cowboys oder Robert Kraft vom Serienmeister New England Patriots stehen für eine konservative Sichtweise und sind Trump-nah. Andere wie Shahid Khan (Pakistan), dem die Jacksonville Jaguars gehören, gelten als weltoffen und liberal.

 

Auf der anderen Seite gab es den Protest afroamerikanischer Spieler gegen Gewalt seitens der Polizei gegen afroamerikanischer Bürger in einer Liga, die zu einem grösseren Teil afroamerikanische Fans und Spieler hat.

Hier hätte Roger Goodell die Chance gehabt, die Teambesitzer zu einen. Ein liberales Auftreten der NFL mit Duldung der Proteste hätte die Liga und ihre Besitzer als weltoffen und tolerant dargestellt.

Mit diesem guten Image hätten der Liga ganz neue Wege offen gestanden. In Zeiten von seit Jahren sinkender Einschaltquoten im Heimatmarkt den USA sicherlich keine schlechte Ausgangslage. Zudem erschließt die NFL seit Jahren konsequent neue Märkte außerhalb der USA. Spiele  in Mexiko, China und England sind hierbei die Regel.

Aber Goodell gelang es nicht die Teambesitzer zu einen. Zu groß war der Druck der konservativen Fraktion um Kraft und Jones. Goodell verpasste hierbei offensichtlich eine Vision von einer NFL 2025 zu zeichnen. Einer NFL, die mit der fortschreitenden Globalisierung expandierte und nun vielleicht Teams in London, Mexiko-Stadt und in Toronto hat. Und die auf diesem Weg glänzt durch Toleranz und Weltoffenheit.

Da der Konflikt durch die fehlende Konfliktkompetenz seitens Roger Goodell nun immer länger anhielt, verstärkte sich das Bild des Protestes in der Öffentlichkeit.  

 

 

Die Rolle von Donald Trump im Konflikt zwischen der NFL vertreten durch Roger Goodell und Colin Kaepernick und wie es die Mediation beeinflusste

 

 

Das Bild der immer stärker werdenden Spielerproteste war offensichtlich unerträglich für den aktuellen Präsidenten der USA Donald Trump. Er sah sich aufgrund seiner persönlichen Einstellung zur Bedeutung der Nationalhymne, zum handeln gezwungen und setze die bekannten Tweets ab.

 

Donald Trump schaffte es schnell als eigentlich Außenstehender diese Konflikte zu verschärfen.

Seine damaligen Tweets sorgten für die Solidarisierung anderer Spieler mit Colin Kaepernick. 

Dies weil Donald Trump, anders als sein Vorgänger Barack Obama, hier nicht vermittelnd, sondern eskalierend auftritt. Er spricht über ein Massenmedium wie Twitter konsequente Forderungen aus. Dies hat natürlich eine schnelle, enorme Reichweite und durch die Öffentlichkeit seiner Attacken zwingt er die Gegenpartei zum handeln.

 

Auch hier spricht sein Handeln klar gegen die Grundwerte einer Mediation. 

 

In der Mediation geht der Blick weg von Positionen, hin zu einem ressourceorientierten gemeinsamen Ziel.

Ist dieses Ziel zu abstrakt, geht es zumindest um einen gemeinsamen Nenner.

Donald Trump ging es aber darum seinen Standpunkt als den richtigen vertreten zu sehen. Er zeigte medial kein Interesse an den Motiven und den Zielen der Protestbewegung und stärkte mit seinen Tweets die Allianz der konservativen Teambesitzer.

 

Zudem ist in der Mediation ein möglichst hohes Maß an Vertraulichkeit für eine erfolgreiche Konfliktvermittlung wichtig.

 

 

Dies war in einem öffentlich ausgetragenen Konflikt der Spieler mit den Teambesitzern bereits schwierig genug. Aber die potenziell konflikthemmenden Gespräche fanden bis dato hinter verschlossenen Türen und somit vertraulich statt.

Donald Trump schaffte es nun mit seiner öffentlichen Stellungnahme via Twitter, diesem Konflikt das letzte Stück Vertraulichkeit zu nehmen.

 

 

Veränderung der öffentlichen Wahrnehmung des Konfliktes in der NFL durch Donald Trump

 

 

Wo die konfliktschlichtenden Gespräche hinter verschlossen Türen stattfanden und die Medien die Proteste eher am Rande wahrnahmen,  veränderte Donald Trump diesen Blick komplett. Er sorgte für ein viel höheres mediales Interesse an dem Konflikt. Die Medien berichteten wochenlang sehr intensiv. 

Nun wurden viele protestierende Spieler wie Marshawn Lynch von den Oakland Raiders oder Eric Reed von den San Francisco 49-ers interviewt. Die Spieler nutzen die Medien, um ihre Motive besser darzustellen und somit immer mehr afroamerikanische und liberale Fans hinter ihre Standpunkte zu bekommen.

Im Volksmund würde man wohl von einem klassischen Eigentor von Herrn Trump sprechen.

Seine unreflektierten Äußerungen brachten viele Fans und Spieler gegen ihn auf, die sich nun erst Recht mit dem Protest solidarisierten.

 

 

 

Wie sah es mit den weiteren Grundwerten in der Mediation aus?

 

 

Ein weiterer wichtiger Wert eines Mediators ist die Bedürfnissorientierung. Das Herausfinden der Bedürfnisse jeder Konfliktpartei ist ein entscheidender Punkt in der Mediation.

Auch hier kann man feststellen, dass Donald Trump wenig daran gelegen war die wahre Motivlage und somit die Bedürfnisse der Spieler herauszufinden. Einzig das, in seinen Augen falsche, Verhalten während der Hymne war für ihn entscheidend.

Das dies kein Protest gegen die Army oder gegen das Land USA war schien für ihn irrelevant bzw. ignorierte er dies einfach.

 

Ein weitere Punkt in der Mediation ist die Eigenverantwortung der Konfliktparteien. Die Konfliktparteien sollen eigenverantwortlich an einer Lösung arbeiten und diese zum Erfolg bringen.

Dies war zumindest bis zur öffentlichen Intervention seitens Donald Trump möglich.

Aktuell (2018) finden nur noch Gespräche zwischen der NFL vertreten durch Roger Goodell und Colin Kaepernick für die protestierenden Spieler statt. Viele Wochen war durch das mediale Echo gar keine Basis mehr für konfliktschlichtende Gespräche. 

Also hat auch hier die Intervention von Donald Trump zu einer Verschlechterung der Gesprächssituation geführt.

 

Nach seinen Attacken waren wochenlang keine Gespräche mehr möglich.

 

 

Freiwilligkeit als Wert in der Mediation sehe ich in diesem Konflikt mittlerweile als sehr schwierig. Die NFL will das Thema endlich aus den Medien haben. Der Imageschaden ist schon groß genug. Colin Kaepernick widerrum will seine Spielerkarriere fortsetzen.

Auf beiden Seiten sind nun allerdings Druckkomponenten entstanden, weshalb eine Freiwilligkeit nicht mehr gegeben ist. Colin Kaepernick verlangt via Rechtsanwalt Mitschnitte von Telefonaten, die Absprachen zu seinen fehlenden Vertragsangeboten beweisen sollen. Die NFL anderseits wird massiv von der Erwartungshaltung Donald Trumps unter Druck gesetzt.

 

Beide Seiten müssen also zueinander finden. Freiwilligkeit ist hier nicht mehr gegeben.

 

Die Schuldfrage ist in einer Mediation völlig unwichtig. Im Mittelpunkt steht eine gemeinsame Lösung. 

In dem beleuchteten Konflikt gab es lange keinen Schuldigen. Die Schuldfrage wurde seitens der konservativen Teambesitzer aufgemacht. Lautstarke Unterstützung bekamen Sie von Donald Trump. Seitdem gilt für die eine Seite Colin Kaepernick als der Schuldige, für die andere Seite wahlweise Donald Trump wegen seiner konfliktverschärfenden Art, oder der NFL Commisioner Roger Goodell wegen seiner vermeintlich fehlenden Mediationsfähigkeit.

Eine Mediation hat immer als Ergebnis eine Win - Win Situation als Ziel. Beide Seiten sollen aus dem Konflikt heraus eine Lösung entwickeln, mit der alle Beteiligten gut leben können.

Diese Win-Win Situation ist im Hymnenprotest der NFL nicht mehr zu erzielen.

 

 

Was sind die Folgen aus dem Handeln von Donald Trump im Konflikt der NFL mit Colin Kaepernick?

 

 

Donald Trump hat mit seiner Reaktion ein Land voller Diskriminierung weiter gespalten. Seine Umfragewerte sind noch tiefer gerutscht und das trotz einer gut laufenden Wirtschaft und vielen weitern positiven Indikatoren.

 

Der NFL Comissioner Roger Goodell hat eine unzureichende Konfliktkompetenz gezeigt und sich alles andere als souverän präsentiert. 

Colin Kapernick ist weiterhin ohne Verein. Viele Spieler auf seiner Postion haben sich verletzt, doch er gilt als nicht mehr anstellbar. Die Saison ist fast vorbei, ohne Colin Kaepernick.

Die konservativen Teambesitzer sind häufig Milliardäre. Sie haben ihr Geld teilweise mit afroamerikanischen Kunden gemacht. Nun haben Sie ihr wahres Gesicht zu einem toleranten Amerika gezeigt. Auch wenn Ihnen materiell ein Fernbleiben afroamerikanischer Kunden egal sein kann, ist der Imageschaden entstanden. Bei ihren Firmen und damit bei Ihnen selbst.

Die NFL hatte eine Chance sich als Liga weltoffen und tolerant zu zeigen, somit schnell neue Zuschauer und neue Märkte zu erschließen. Sie ist hier weit zurück geworfen worden. Viele Sponsoren außerhalb der USA werden ein Engagement in der NFL zumindest in Zukunft viel kritischer prüfen.

 

Bei einer Expansion nach Europa dürfte die NFL dieses Thema schnell wieder einholen.

Die Spieler des Protestes haben selbst einige Sponsoren verloren und somit bares Geld.

Der Amerikaner wird zunehmend kritischer in der Welt betrachtet. Schon die Wahl von Donald Trump zum Präsidenten sorgte weltweit für Unverständnis. Dies ist nach Bildern, wie weiße Fans die Trikots ihrer liebsten NFL Spieler (häufig dunkelhäutig) nach den Hymnenprotesten öffentlich verbrennen nur noch Grösser geworden.

 

Aktuell hat der Hymnenprotest also deutlich mehr Verlierer als Gewinner erzeugt.

Im Konfliktmodell nach Glasl reden wir im Jahr 2018 von einer Loose - Loose Situation. Der schlechteste Ausgang eines Konfliktes.

 

In den letzten vier Wochen ist es deutlich ruhiger geworden. Die Spieler protestieren noch, aber nicht mehr in der Vielzahl wie zuvor. Die Teambesitzer schweigen mittlerweile. Und es ging eine Meldung in die Medien. Roger Goodell seitens der NFL und Colin Kaepernick seitens der Protestbewegung wollen nun eine Mediation durchführen.

 

Es ist viel passiert. Hoffentlich noch  nicht zu viel, um eine Mediation unmöglich zu machen. 

Nun ist es wichtig vertraulich hinter verschlossenen Türen mit dem Blick auf eine gemeinsame Lösung zu sprechen und dabei jede mögliche Ressource zu nutzen.

Dies hat die NFL, ihre Teambesitzer, Comissioner Roger Goodell, alle protestierende Spieler und auch Colin Kaepernick verstanden.

 

Nur Donald Trump wohl nicht....

Er forderte, während der laufenden Mediation, den Spieler Marshawn Lynch zu feuern. Da er bei der Hymne aktuell sitzt und nicht steht.

Natürlich öffentlich via Twitter......

 

 

 

Die Frage, warum sich Donald Trump für einen guten Mediator hält, kann wohl nur er selbst beantworten.

Die Grundwerte einer erfolgreichen Mediation und eines vielversprechendem Konfliktmanagement sind Donald Trump wahrscheinlich nicht geläufig. Zumindest zeigt sein Handeln meist in eine gegenläufige Richtung.

 

 

 

 

 

Ich hoffe das Lesen meines Blogs hat Ihnen Freude bereitet.

 

 

Viele Grüße

Sascha Lippe

Consulting für Mediation und Coaching


Ihr möchtet mehr über den Autor erfahren?

 

Dann schaut hier rein:


Ihr möchtet mehr über Mediation erfahren:

 

Dann schaut hier hinein:


Kommentar schreiben

Kommentare: 0